Hundebesitzer, aufgepasst! Ja, zum 1000. Mal erzählen wir nun, wie wichtig eine gesunde Darmflora für euren vierbeinigen Freund ist. Doch heute möchte ich euch von aufregenden Erkenntnissen berichten, die von Wissenschaftlern der Universität Kiel über das Mikrobiom von Säugetieren gewonnen wurden. Das Mikrobiom, das die Gesamtheit aller Mikroorganismen im Körper umfasst, spielt eine entscheidende Rolle für die Gesundheit eures Hundes. In diesem Artikel werden wir gemeinsam erkunden, warum ein gesundes Mikrobiom für euren Hund so wichtig ist und wie ihr es unterstützen könnt.
Was ist das Mikrobiom?
Das Mikrobiom umfasst Viren, Bakterien, Archaeen und Pilze. Die meisten Bakterien sind Kommensale, einige sind sogar Symbionten, während nur wenige Pathogene sind. Diese Bakterien erfüllen eine Vielzahl von Funktionen, wie das Spalten von Nahrungsbestandteilen, die Produktion von Vitaminen, Fettsäuren, Aminosäuren, Neurotransmittern und vielem mehr.
Das Mikrobiom und die Immunabwehr
Ein gesundes Darm-Mikrobiom bildet die Grundlage für ein starkes Immunsystem. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass das Immunsystem in den ersten Lebenswochen eines Hundes einen Mechanismus hat, der die Besiedelung des Darms mit Mikroorganismen steuert. Diese Prägephase bestimmt die lebenslange Zusammensetzung des Mikrobioms und somit die Anfälligkeit für Krankheiten und den allgemeinen Gesundheitszustand eurer Hunde.
Die Bedeutung der ersten Lebenswochen
In den ersten Lebenswochen eures Welpen ist es entscheidend, dass er die Möglichkeit hat, sein Mikrobiom auf natürliche Weise zu entwickeln. Dies bedeutet, dass eine übermäßige Verwendung von chemischen Präparaten, Medikamenten und Wurmkuren vermieden werden sollte. Ein Kontakt mit Würmern ist nicht nur für die Entwicklung der natürlichen Parasitenabwehr wichtig, sondern auch für die Ausbildung eines gesunden Mikrobioms.
Die langfristigen Folgen
Leider gibt es nach der Prägephase keine Möglichkeit mehr, das Mikrobiom in seinen optimalen Zustand zu bringen. Selbst medizinische Behandlungen und spezielle Ernährung können im Erwachsenenalter keine Änderungen mehr bewirken. Ein gestörtes Mikrobiom kann zu erhöhter Anfälligkeit für Allergien, Autoimmunerkrankungen, Krebs und anderen Gesundheitsproblemen führen.
Das Mikrobiom und die Veterinärmedizin
Das Mikrobiom hat nicht nur Auswirkungen auf das Immunsystem, sondern auch auf die Leberfunktion, das Gehirn, die Verdauung, den Appetit, Entzündungen und den Hormonhaushalt. Die Forschung hat gezeigt, dass Mikroorganismen etwa 100 Mal mehr Gene haben als der menschliche Körper. Daher steht das Mikrobiom im Fokus der Wissenschaft.
Die Bedeutung der Darmflora
Das Darmmikrobiom ist am besten erforscht und variiert je nach Abschnitt des Verdauungstrakts. Bei Säugetieren dominiert es durch fünf Phyla, wobei Katzen, Hunde und Menschen ähnliche Verteilungen der Bakterienklassen aufweisen.
Dysbiose und ihre Folgen
Eine Störung des Mikrobioms wird als Dysbiose bezeichnet und führt zu einer gestörten Stoffwechselleistung, Entzündungen, verminderter Nährstoffspaltung und reduzierter Vitaminproduktion. Etwa 50 bis 80 Prozent des lymphatischen Apparats im Darm sind im Mucosa Assocciated Lymphoid Tissue (MALT) konzentriert. Zusammen mit dem Mikrobiom, dem Schleim und den Darmepithelzellen bildet es die Darmbarriere.
Ein "Leaky Gut"
Eine Dysbiose kann zu Schäden am Darmepithel, einer gestörten Darmbarriere und einer erhöhten Durchlässigkeit der Darmwand führen - ein sogenanntes "Leaky Gut". Dies kann zu Entzündungsreaktionen und weiteren Gesundheitsproblemen führen.
Die Auswirkungen auf verschiedene Krankheiten
Viele Krankheiten, einschließlich Darmerkrankungen, Übergewicht, Diabetes mellitus, Depression, Morbus Parkinson, Rheumatische Arthritis, Neurodermitis, Leberzirrhose, Sepsis und chronische Niereninsuffizienz, stehen in Verbindung mit einer gestörten Darmflora.
Die Rolle der Ernährung
Die Ernährung beeinflusst das Mikrobiom erheblich. Verschiedene Studien haben gezeigt, wie unterschiedliche Rationen den Proteingehalt, den Kohlenhydratanteil und den Faseranteil beeinflussen.
Der Einsatz von Antibiotika
Antibiotika haben einen intensiven Einfluss auf das Mikrobiom. Studien zeigen den negativen Einfluss von Tylosin, Amoxicillin/Clavulansäure und Clindamycin bei Hunden und Katzen. Auch der Medikamentengebrauch abseits von Antibiotika sollte berücksichtigt werden.
Probiotika als Therapieansatz
Probiotika können bei akutem Durchfall die Kotkonsistenz verbessern und die Dauer des Durchfalls verkürzen. Auch bei anderen Erkrankungen wie chronischem Durchfall und atopischer Dermatitis gibt es vielversprechende Ansätze.
Die Zukunft der Mikrobiom-Forschung
Die Mikrobiom-Forschung in der Veterinärmedizin steht noch am Anfang. Zukünftige Studien könnten den Einsatz von Probiotika bei weiteren Krankheiten wie Adipositas, Halitosis, Diabetes mellitus, NAFLD, atopischem Ekzem, Reizdarm und chronischen entzündlichen Darmerkrankungen untersuchen.
Das Mikrobiom und seine Beeinflussung durch Ernährung, Lebensstil und Medikamente stellen einen neuen Faktor dar, den es auch in der Veterinärmedizin zu beachten gilt und der neue Therapieansätze aufzeigt.
Die Bedeutung einer natürlichen Entwicklung
Ein gut entwickeltes Mikrobiom ist entscheidend für eine stabile Immunabwehr. Studien zeigen, dass es sich nach Antibiotikabehandlungen und anderen belastenden Eingriffen regenerieren kann. Daher sollten wir die natürlichen Prozesse im Welpenalter unterstützen und auf überflüssige Chemikalien verzichten. Unsere Welpen verdienen die Chance auf mehr Gesundheit, Widerstandskraft und Lebensqualität.
Fazit
Die Erkenntnisse über das Mikrobiom und seine Auswirkungen auf die Gesundheit unserer Hunde sind von großer Bedeutung. Es liegt in unserer Verantwortung als Hundebesitzer, die Gesundheit und das Wohlbefinden unserer geliebten Vierbeiner zu fördern, indem wir ihr Mikrobiom schützen. Eure Hunde werden es euch mit einem gesunden und glücklichen Leben danken.
(Quelle: Tieraerzteverlag | Uni Kiel)