Leinenführigkeit Hund

Leinenführigkeit trainieren

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Leinenführigkeit beim Hund: Wenn dein Hund mit dir spazieren geht und nicht andersrum

Wer kennt es, von seinem Hund wie ein Stück Totholz durch die Wälder gezogen zu werden? Darauf zu achten, ob wir da konditionell mithalten können, ist ja wirklich nicht die Aufgabe des Hundes, oder? Was ist schon schlimm daran, wenn man gezwungen wird, fünf Treppenstufen auf einmal zu nehmen? Tja, das kann man sich natürlich einreden. Aber Leinenführigkeit sollte für jeden Hundehalter ein zentrales Thema sein. Es geht dabei nicht nur darum, dass dein Hund an der Leine „bei Fuß“ geht, sondern vielmehr um eine entspannte, harmonische Beziehung zwischen dir und deinem Hund während des Spaziergangs. Die Herausforderung liegt oft darin, dass viele Hundebesitzer und auch Trainer unterschiedliche Vorstellungen davon haben, was Leinenführigkeit tatsächlich bedeutet.

Besser wäre es jedoch, wenn es uns gelingen würde, unseren Hund – Achtung, Schlagwort – „leinenführig“ zu machen.

Hund an der Leine mit Halsband, Leinenführigkeit

Was bedeutet Leinenführigkeit wirklich?

Leinenführigkeit wird oft missverstanden. Viele verbinden damit das strikte „Bei-Fuß-Gehen“, doch das ist nur ein kleiner Teil des Ganzen. Ein leinenführiger Hund sollte in der Lage sein, entspannt an durchhängender Leine neben, vor oder hinter dir zu laufen, ohne zu ziehen. Entscheidend ist, dass dein Hund jederzeit ansprechbar bleibt und auf deine Signale reagiert.

Warum ist Leinenführigkeit so wichtig?

Leinenführigkeit ist nicht nur eine Frage der Kontrolle, sondern auch des Wohlbefindens für euch beide. Ein Hund, der ständig an der Leine zieht, verursacht nicht nur Stress, sondern riskiert auch Verletzungen am Hals oder Kehlkopf. Gerade bei Hunden, die sehr stark ziehen, solltest du ein gut sitzendes Geschirr dem Halsband vorziehen.

Die Rolle der Hundeleine

Die Hundeleine sollte als Sicherheitsinstrument verstanden werden, nicht als Erziehungsmittel. Dein Hund wird sich in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt fühlen, wenn er an der Leine geführt wird, was durchaus verständlich ist. Es ist jedoch wichtig, dass dein Hund die Leine nicht mit negativen Erfahrungen wie Schmerz oder Bestrafung verknüpft. Stattdessen sollte die Leine als Verbindung zwischen euch dienen, die Sicherheit und Orientierung bietet.

Der richtige Umgang mit der Hundeleine

Beim Training der Leinenführigkeit ist es wichtig, auf den sogenannten „Leinenruck“ zu verzichten. Dieser kann von deinem Hund missverstanden werden und zu Unsicherheiten in eurer Beziehung führen. Stattdessen sollte der Fokus darauf liegen, eine klare und verständliche Kommunikation mit deinem Hund aufzubauen.

Vor dem Spaziergang: Die richtige Vorbereitung mit dem Hund an der Leine

Eine positive Atmosphäre und eine gute Planung sind entscheidend für ein erfolgreiches Leinentraining. Überlege dir vor dem Spaziergang, welche Route du nehmen möchtest und wo es möglicherweise weniger Ablenkungen gibt. Ein strukturierter Beginn, bei dem die Leine ruhig und kontrolliert angelegt wird, hilft, den Erregungslevel deines Hundes niedrig zu halten.

Der Leinenruck beim Hund

Der Leinenruck ist in vielen Trainingssituationen ein heiß diskutiertes Thema. „Ist es nicht dasselbe, ob ich mit der Leine rucke oder ob mein Hund in die Leine geht und die Leine deswegen stramm wird?“, ist einer der häufigsten Einwände. Die Antwort lautet: Nein. Dein Hund kann das sehr wohl unterscheiden. Während der gesetzte Leinenruck von dir aktives Handeln erfordert, ist das Gegenhalten gegen den vom Hund ausgeführten Zug ein passives Verhalten. An diesem Punkt entscheidest du, wie dein Hund dich sehen wird: als ungeduldigen Menschen, der die Leine aus einem Impuls heraus als Züchtigungsmittel einsetzt, oder als geduldigen, souveränen Partner, der versucht, Fehler zu verstehen.

Kommt der Ruck in der falschen Situation oder zum falschen Zeitpunkt, besteht die Gefahr, dass das Gehirn des Hundes den Ruck mit den falschen Umständen verknüpft. Das wiederum könnte zu Irritationen in eurer Beziehung führen. Verzichte daher lieber auf den Leinenruck und suche nach einer anderen Lösung, etwa an der Beziehung und der Aufmerksamkeit deines Hundes zu arbeiten.

Wozu brauchen wir die Hundeleine?

Ein nicht ausgebildeter Hund wird es immer als sehr irritierend empfinden, wenn du seinen Bewegungsradius durch eine Leine einschränkst. Also erwarte keine Begeisterung von deinem Tier, wenn der Karabiner am Halsband einklickt. Wie immer in der Ausbildung eines Hundes gilt es, dem Tier die Vorteile klarzumachen, die das an-der-Leine-Gehen in sich birgt. Dazu gehört vor allem, dass du verstehst, dass die Leine kein Erziehungsmittel ist, mit dem gestraft und reguliert werden soll, sondern sie lediglich dazu dient, deinen Hund abzusichern.

Im Klartext: Reiß nicht an der Leine und ziehe deinen widerstrebenden Hund mit Muskelkraft zu dir heran, sondern überzeuge ihn auf andere Weise, zu dir zu kommen. Leinenführigkeit funktioniert nur, wenn es dir gelingt, eine Beziehung zu deinem Hund aufzubauen, die es dir ermöglicht, mit ihm zu kommunizieren.

Zieht dein Hund, bestrafe ihn nicht durch einen von dir initiierten Leinenruck. Ja, ein ziehender Hund kann nervig sein. Kontrolliere deine Emotionen. Dein Hund soll mit der Leine nach Möglichkeit nichts Negatives, insbesondere keinen Schmerz, verknüpfen. Das braucht Geduld.

Das Equipment beim Hund: Halsband oder Geschirr?

Frei nach Hamlet: Halsband oder Geschirr, das ist hier die Frage. Grundsätzlich ist jedes Equipment immer nur so gut wie derjenige, der es bedient. Unser Tipp: Blende alle Ideologien um dieses Thema komplett aus und schalte den gesunden Menschenverstand ein. Letztlich sind beide Varianten einsetzbar. Optik sollte bei der Entscheidung keine Rolle spielen. Funktionalität hat Vorrang. Geschirr und Halsband müssen gut sitzen. Der Kehlkopf deines Hundes sitzt an der Stelle, wo der Kopf in den Hals übergeht. Die Luftröhre schließt sich dort an. Ein gutsitzendes Halsband sollte also so angelegt werden, dass es unterhalb dieses Punktes liegt, um Verletzungen zu vermeiden. Bei Hunden, die sehr stark ziehen, wäre ein Halsband aus meiner Sicht nicht zu empfehlen.

Retrieverleinen, das heißt Leinen mit Zugschleife, ohne eingebauten Stopp, sind für Anfänger nicht geeignet. Später, wenn dein Hund nicht mehr zieht und für den Hundesport, sind sie eine praktische Lösung. Bitte immer mit eingebautem Stopp.

Ein etwa 38 Kilogramm schwerer Hund kann bis zu 80 Kilopond Zug auf die Leine bringen, etwa die Kraft, die entsteht, wenn ein VW Polo mit Vollgas losfährt. Bekommt er diesen Druck auf den Kehlkopf, kann das zu ernsten Verletzungen führen. Deshalb empfehle ich Anfängern die Benutzung eines Geschirrs.

Wir empfehlen für das Training eine drei Meter lange Leine mit Handschlaufe, nicht verstellbar, ohne Ringe und Beschläge. Drei Meter bieten dir und deinem Hund genügend Freiraum für Richtungswechsel und eine gewisse Toleranz, wenn dein Hund nicht gleich wie gewünscht reagiert. Biothanen-Leinen sind dabei besonders empfehlenswert, da sie leicht zu reinigen und sehr haltbar sind.

Der leinenführige Hundemensch

Die wichtige Erkenntnis bezüglich der Leinenführigkeit ist, dass nicht nur dein Hund lernen muss, an der Leine zu laufen, sondern auch du. Die Leine, egal wie lang sie ist, funktioniert auf emotionaler Ebene wie eine elektrische Leitung. Jede Emotion, die du durchlebst, wird wie ein Signal an deinen Hund weitergegeben. Ist die Leine nun fortwährend unter Zug, signalisiert das deinem Hund, dass etwas nicht in Ordnung ist.

Benutzt du eine drei Meter lange Leine, ist es nicht zu verhindern, dass die Leine auch mal zwischen den Beinen deines Hundes hängt. Fang jetzt nicht an, herumzuwurschteln. Verschwende deine Zeit nicht damit, die Leine ständig wieder unter deinem Hund hervorzuziehen. Dein Hund kann trotzdem wunderbar laufen, er kann es aber auch wunderbar so aussehen lassen, als ginge gleich gar nichts mehr. Erinnere dich, Hunde sind Manipulatoren und Leinen-Gewurschtel ist einfach richtig viel Aufmerksamkeit, die sie genießen und die verhindert, dass sie sich dem eigentlichen Thema (Leinenführigkeit) widmen müssen.

Oft beobachten wir, dass Hundehalter sich die Leine mehrfach um das Handgelenk wickeln. Es gibt ihnen ein trügerisches Gefühl von Kontrolle. Das Umwickeln des Handgelenkes entspringt aber einer tiefsitzenden Unsicherheit. Abgesehen davon hat es Verletzungspotenzial. Leider ist es das Gefühl der Unsicherheit, nicht die geschauspielerte Kontrolle, welches bei deinem Hund ankommt.

Hund läuft bei Fuß an der Leine

Tipps: Hund mit Leine

Darauf musst du achten:

  • Nimm nur die Handschlaufe der Leine in die Hand, du wirst automatisch eine entspannte Haltung einnehmen. Das kommt bei deinem Hund an.
  • „Dann kann ich ihn ja gar nicht zurückziehen, wenn etwas passiert“, ist ein häufiger Einwand. Wir sind hier nicht beim Hochseefischen, wo man den dicken Brocken mit der Angelrute einholt. Hier ist mentale Stärke gefragt, nicht dein Bizeps.
  • Lerne, vorausschauend zu denken. Beobachte und analysiere deine Umgebung. Visualisiere die perfekte Gassirunde vor deinem inneren Auge, nicht die Pannen, die passieren könnten.
  • Meide Orte mit großem Ablenkungspotenzial. Der eigene Garten wäre perfekt für den Anfang.
  • Finde heraus, was deinen Hund so in Erregung versetzt, dass er anfängt zu ziehen.
  • Lass dich nicht von „schlechten“ Erinnerungen beherrschen. Im Gegenteil, nutze sie, denn sie sind ein wichtiges Reservoir an Erfahrungen.
  • Stelle eine persönliche Hitliste von Störfaktoren auf. Jeder Hund wird seine Vorlieben haben.
  • Das Ziehen an der Leine taucht meistens in Kombination mit anderen Baustellen auf. Trainiere immer nur eine Baustelle zur selben Zeit, denn die Trainingsansätze unterscheiden sich. So erleichterst du deinem Hund das Lernen und vermeidest Fehlverknüpfungen im Gehirn.

Beherzigst du diese Tipps, steht einem erfolgreichen Leinentraining nichts mehr im Wege.

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